Die Armseligkeit der aktuellen Streetfotografie – Je teurer die Kamera desto armseliger das Ergebnis?

mima
Goldrock und Bettelrock – Foto Mahlke Streetfotografie

Egal ob Leica oder Fuji X oder andere Namen – überall tauchen verstärkt bloggende Fotografierer auf, sog. Influencer, die mit ihrer jeweils aktuellen Digitalkamera davon schwärmen, wie gut man damit Streetfotografie oder Streetphotography machen kann.

Ich schaue dann bei diesen „Testern“ neuer und teurer Digitalkameras immer genau hin auf den Webseiten und auf ihre gezeigten Fotos und entdecke in ihren publizierten Strecken als Streetfotografie fast immer nur Porträtfotos im Vorübergehen oder irgendwelche Stilleben auf offener Straße oder mißachtete Persönlichkeitsrechte. Streetfotografie ist nämlich keine Spannerfotografie.

In einem aktuellen Buch hat dann eine professionelle Fotografin einen Zeitungsleser fotografiert und dies als einzigartigen Moment der Streetfotografie gefeiert. Ein anderer hat ein Foto von Bill Clinton in der Schweiz zu Fuß aufgenommen mit einer sündhaft teuren Kamera und dies als gute Momentaufnahme eingestuft. Der geht da aber nur und der „Moment“ hat sonst nichts zu bieten.

Das kann man alles so schreiben aber das ist mir zu wenig Können.

Da wäre Besseres möglich.

Denn ich blicke zurück auf das, was früher als klassisch gute Streetfotografie galt.

Mittlerweile bin ich von meinen 5 Kriterien der Fineart-Streetphotography in der Tradition von Henri Cartier-Bresson – umgemünzt auf heute – mehr überzeugt als je zuvor.

street21 M. Mahlke – streetphotography Gordon Lewis

 

Diese 5 Unterscheidungsmerkmale lassen sich sofort auf jedes Foto anwenden.

Das ist dann eindeutige fotografische Qualität wie man hier sehen kann.

Wenn man bedenkt wie manuell noch vor kurzem fotografiert wurde. Cartier-Bresson und viele andere stellten manuell einen Abstand für Motive ein und dann sahen sie einen Moment oder warteten darauf und es ging los.

Heute habe ich den schnellen Autofokus, Sucher und Monitor. Aber sind die Fotos besser? Eher nicht!

Wer sich nicht dem Automatismus der Smartphone Intelligenz überlassen will, die Bilder zusammenrechnet in schnellen Situationen aber den Blick für die Situation natürlich nicht hat, der bleibt beim Anspruch an sich selbst und genau das macht den Kern und den Spaß und den Reiz der Fineart-Streetfotografie mit seinen fünf Kriterien aus.

Hochpreisige Digitalkameras machen keine besseren Bilder mehr.

Ich will dies mal an der Leica Q festmachen oder darüber.

Die Kamera wird im Prinzip so bedient wie die Lumix LX100, nur mit Festbrennweite von 28mm und Vollformat während die Lumix LX100 bzw. Leica D-Lux 109 von 24 bis 75mm mit F1.7 bis F2.8 arbeitet mit einem MFT-Sensor.

Und wer dann über die besondere „Anmutung“ spricht, dem muß ich beipflichten. Irgendwo im Netz fand ich einen Tester, der eine Leica Q und eine Fuji X100.. verglichen hat und die „Anmutung“ fand als er bei der X100 den Provia-Filter eingestellt hatte. Das entsprach beim Vergleich der Beispielfotos dem Farbprofil der Leica Q. Ergebnisse sind also auf verschiedenen Wegen erreichbar und vergleichbar.

Zur Wahrheit gehört heute eben auch, daß die teuersten Kameras nicht unbedingt die besten Digitalkameras für klassische Streetfotografie sind.

Es sind klasse fotografische Instrumente und sicherlich sind damit klasse Fotos möglich. Aber für schnelle Strassenfotos und dem unauffälligen Einfangen ungestellter Momente eben nur sehr bedingt.

Und vor allem haben sie etwas, was außerhalb ihrer selbst ist: das soziale Unterscheidungsmerkmal. Es geht nämlich dabei oft um die Trennung zwischen Geldadel und gemeinem Volk.

Deshalb auch Influencer, also z.B. Fußballer, Musiker, Schauspieler und meistens Hochzeitsfotografen u.ä.

Aber mit Fotografie und Kompetenz hat das nun gar nichts mehr zu tun. Und wer eine teure Kamera drei Wochen testet statt sie zu kaufen, wie wird da wohl das Ergebnis sein? Ob diese Sätze Vorurteile oder Erfahrungen ausdrücken mag jeder selbst entscheiden. Oder man fotografiert mit Equipment für ca. 10.000 Euro in bunten Slums.

Und damit komme ich zurück zur klassischen Strassenfotografie.

Hämisch könnte ich sagen, wer über 3000 oder 4000 Euro für eine Kamera bezahlt, der sollte wie selbstverständlich immer nur Fineart-Streetfotografie abliefern, zumal wenn eine teure Leica die Fotos liefert. Aber genau das ist ja so schwer und keine Frage des Geldes sondern des Könnens.

Und das kann man eben nicht kaufen.

Deshalb wird die Strassenfotografie kurzerhand umgedeutet. Nun ist es nicht mehr die Fotografie vom Leben auf der Straße mit interessanten Momenten fotografisch gestaltet sondern nun ist es mehr oder weniger alles.

Wer damit zufrieden ist, der soll es sein.

Aber für diese Fotos lohnt nicht einmal ein neues Smartphone, geschweige denn mehr.

Und wenn es auf den Status ankommt, dann spielt das gekonnte Fotografieren sowieso keine Rolle mehr sondern das Brillieren und der soziale Nutzwert vor Anderen.

Das ist dann aber keine Streetfotografie mehr sondern Statusfotografie.

Und so ist die Welt voll mit Fotografen(innen), Kameras, Fotos und Meinungen.

 

2 thoughts on “Die Armseligkeit der aktuellen Streetfotografie – Je teurer die Kamera desto armseliger das Ergebnis?

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