Instagrammabilität und seine Heiligkeit der Influencer und die Influenza in der Streetphotography

mima

„The Instagrammability of a destination is apparently now the number one motivation for booking a holiday for millennials“.

Auf Deutsch ungefähr so: Die Instagrammabilität (Nutzbarkeit und Nützlichkeit für Instagram, M.M.) ist offenbar entscheidend für die Wahl eines Reiseziels, wenn man den Worten von  glauben darf.

Die ewige Suche nach der sozialen Zustimmung, um über und auf Instagram Geld zu verdienen oder den Weg zum Geld zu finden führt offenbar in diese Richtung.

Instagram bietet sich aktuell als die bessere Alternative zu Facebook an, denn mittlerweile werden auf Facebook nur noch 1% der sog. Freunde mit eigenen Beiträgen erreicht und bei Instagram noch gut zehn Prozent mit abnehmender Tendenz. Nur wer zahlt erreicht mehr.

Aus diesem Grund wird Instagram mittlerweile auch anders genutzt.

Urspünglich sollte man dort seine Fotos hochladen, die man mit dem Smartphone gemacht hat.

Das wird zu einigen Themen auch noch so sein.

Aber bei anderen Themen nicht mehr. Bleiben wir bei der Fotografie und da besonders bei der Streetphotography.

Ich habe hier (bitte klicken wenn angemeldet) ein Beispiel verlinkt, das dies zeigen soll. Davon gibt es Milionen.

Um gefunden zu werden muß man bei Instagram Suchbegriffe, sog. Hashtags eingeben und mit einer Raute beginnen vor dem Wort. Daraus ergibt sich dann womit fotografiert wurde, wenn es um Fotografie geht.

Man sieht hier wie Leica auftaucht. Das Foto ist also nicht spontan mit einem Smartphone sondern gezielt mit einer Leica Digitalkamera gemacht und auf Instagram hochgeladen worden. Und bei diesem Spiel um Aufmerksamkeit sortiert durch Hashtags, machen auf Instagram immer mehr mit. (Übrigens sind von den 100 Kommentaren am 29.01.2018 knapp 40 Antworten des Autors auf Kommentare …)

Welchen visuellen Wert hat nun dieses Foto? Wie lange hält er an?

Weil immer mehr Menschen nur noch das Smartphone nutzen und wenig lesen, ist dies die neue Kommunikation, visuell mit wenig Text für immer mehr.

Zeitgeist einer neuen Zeit, Zeitgeist heute ist hashtag.

Das macht vielen Spass und dies macht den Erfolg von Instagram aus: Reden mit Fotos über sich und andere, den Voyeur dabei nutzen und die Neugier führt immer wieder dorthin.

Anika Meier hat dies alles ungeheuer scharfsinning und detailliert dargestellt. Sie zeigt auch auf, wie dies die Werbelandschaft verändert hat. Während früher Anzeigen verkauft wurden, werden heute über die Fotos und Themen direkt und indirekt Themen und Botschaften vermischt. Damit verdient man Geld:

„Der Berliner Thomas Kakareko, @thomas_k auf Instagram, 662.000 Follower, 31 Jahre, ist für seine Fotos aus der Hauptstadt bekannt. Seit Juli 2012 lebt er von Instagram, er ist einer der Partner in der Berliner Agentur Visumate für visuelle Kommunikation und Influencer-Marketing. Angefangen hat er vor sechs Jahren – ganz klassisch als Straßenfotograf. Mittlerweile erkundet er verlassene Orte und Dächer, um ganz nah am Himmel über Berlin den Sonnenuntergang einzufangen. Er selbst nennt sich Fotograf und Content Creator. Unternehmen buchen ihn, damit er kampagnenbasiert Inhalte für den Firmen- und seinen eigenen Instagram-Kanal produziert. “

Das Medium ist die Botschaft.

Schöne bunte Fotos aus dem Umfeld der Themen, für die bezahlt wird, sonst nichts.

Letztlich muß alles kompatibel mit und für Instagram sein.

Und daraus ist das Wort Instagrammability bzw. Instagrammabilität in Assoziation zu Kompatibilität entstanden, also kompatibel (=passend) zu Instagram.

Ja so ist die Welt, auch wenn es mir nicht so gefällt.

Aber es ist eine Einstellungssache, eine Frage des Blickwinkels.

Instagram ist aber medial aktuell wichtig, weil dort so viele Influencer sind. Komischer Satz! Was passiert eigentlich wenn man ohne #instagram lebt?

Influencer sind Menschen, die zeigen, was sie benutzen und damit werben, eine Art Dauerwerbesendung sozusagen.
Das Wort wurde zum englischen Wort des Jahres 2017 gewählt, dem sog. Anglizismus des Jahres.

Influencer kommt von Influenza, irgendwie:

„Ich wußte gar nicht, daß es die gibt bis ich sie gesucht habe.

Nun wird mir auch klar, warum die Beweisfotos für angeblich so gute neue Kameras immer an den tollsten Orten entstehen. Wenn man die Influencer nach Spanien, Griechenland, Japan oder sonstwo einlädt und ihnen traumhafte Motive bietet, dann ist dies die Verschmelzung von Fotografieren, Reisen und Träumen auf visuelle Art.“

Denn heute macht es die Masse und die wird gelenkt von privat oder staatlich kontrollierten Unternehmen. Und so sieht man nur was erlaubt ist, also das, was unkritisch ist aus Sicht der Herrschenden und/oder Regierenden.

Und so ist Instagram das Fest der Seifenopern und einer neuen Öffentlichkeit in neuen Medien. So wie das Fernsehen vom Leitmedium zum Begleitmedium wurde, so wurde aus den begeisterten neuen Medien Facebook und Instagram ein mit Werbemüll und Ablenkungen belegter Weg für Kontakte. Ich habe meine Kontakte auf Facebook als Ersatz für Emails angelegt und dann festgestellt, daß ich nur noch über Emails direkt meine Kontakte erreiche und über Facebook nur wenn ich neue Programme wie den Messenger installiere, die aber Facebook kontrolliert.

Und bei Instagram erreiche ich gar keinen, weil die riesige Liste von Kontakten und hashtags nichts außer Zeitfressen bedeutet. Wer einmal einen Tag von jedem neuen Kontakt jedes banale Bild als Meldung auf dem Smartphone erhalten hat, der schaltet freiwillig aus, wenn er/sie ähnlich denkt wie ich.

Aber beides hat sich wie die Influenza ausgebreitet und infiziert die Menschen. Heilung geht durch Ausschalten, Zeitfenster oder Abmelden.

Deshalb endet dieser Text hier mit einem Nachgedanken.

Ich hätte mir vor 15 Jahren niemals träumen lassen, daß ich jemals über solche Wörter und digitalen Techniken schreiben würde und ihre sozialen Gebrauchsweisen in unserer Welt. Das ist die neue digitale Revolution, die erst begonnen hat.

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